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Wie Facebook das Internet verändern könnte

Facebook und sein Potential

Facebook und sein Potential

Nach dem Börsegang wird viel spekuliert, was an Facebook eigentlich so wertvoll sein könnte. Und natürlich kann man auch einfach mal annehmen, dass Facebook nur eine Blase ist, in der geldgierige Spekulanten (hoffentlich diesmal!) ihr schmutziges Geld verbrennen. Es deutet aber auch manches darauf hin, dass es ganz anders kommen könnte.

Facebook hat 2 ganz große Startvorteile:

  • Facebook ist ein "Internet im Internet" - und hat seinen Teil des Internets völlig unter Kontrolle. (zum Rest später)
  • Und: Facebook ist für die mobile Nutzung (Handys, Tablets) prädestiniert. 

Beides zusammen hat einiges Potential. Das hat auch Google erkannt, kann aber mangels Erfolg von Google+ nur mehr aus der ersten Reihe zusehen.

Spam von Freunden

Jaja, ich höre schon die Argumente: "Das was ich brauche, finde ich nicht bei Facebook.", "Facebook ist Spam von Freunden", "Facebook ist doch nur was für Schwachköpfe!".. 

Ja - stimmt. Allerdings scheint der Anteil an "Schwachköpfen" relativ hoch zu sein und zweitens werfen auch Nicht-Schwachköpfe gelegentlich mal einen Blick rein. Und das deutlich länger als zb bei Google, was FB wiederum als Werbefläche recht attraktiv macht.

Geschickt platzierte Werbung

Dass FB derzeit - was Werbung betrifft - noch weit nicht alle Register gezogen hat, dürfte wohl strategische Gründe haben. Das rechtliche Eis ist noch dünn, und bei schwächelnden Aktienkursen will man keine ernsthaften Klagen am Hals haben.

Was absehbar ist:

Die klassische Werbung mit Bannern oder Google-Anzeigen wird sich aufhören. Facebook wird sehr verstärkt personalisierte, "scheinbare" Empfehlungen von Freunden einbauen: "Freund SoUndSo hat sich gerade die Angebote von ZY angesehen."
Dazu wird FB seinen Partnern einen sehr kreativen Umgang mit dem "Like it"-Button bzw. den Nutzerdaten erlauben, und schon aus Zeitmangel nicht alles so genau kontrollieren können.

Personalisierte Werbung - also genau auf die momentanen Interessen abgestimmt - wird weit nicht als so störend empfunden, die Nutzer werden nicht in Scharen davon rennen.

Was den Datenschutz betrifft, wird FB nicht so leicht zu fassen sein, weil die Mechanismen dahinter  völlig undurchsichtig sind: Niemand wird behaupten können, dass er nicht tatsächlich da oder dort was angeklickt oder erlaubt hat. Die meisten Inhalte von FB sind ja nicht öffentlich, daher ist es nahezu unmöglich, mit automatischen Werkzeugen ein generelles "Fehlverhalten" zu überprüfen; es bliebe nur bei einzelnen Fällen, die sich leicht von Anwälten zermürben lassen.
Nicht zuletzt hat Google selbst den Weg für einen nicht ganz so strengen Umgang mit dem Datenschutz geebnet und kann sich daher kaum über FB beklagen.

Resistent gegen Werbeblocker

Während sich zB. Google-Anzeigen recht leicht und dauerhaft von einem AdBlocker unterdrücken lassen, geht das bei Werbung auf FB nicht ganz so einfach: FB kann jede Stunde, für jeden User einzeln die Parameter so ändern, dass die Werbung vom AdBlocker nicht mehr als solche erkannt wird - ganz zu schweigen von "Empfehlungen durch Freunde", die direkt im Nachrichtenstrom stehen.

Es braucht nicht viel Phantasie, um sich vorstellen zu können was mit der Google-Aktie passiert, wenn plötzlich vermehrt Ad-Blocker eingesetzt werden.

Nur geringfügig mehr Phantasie ist nötig, um sich vorzustellen, wodurch so etwas ausgelöst werden könnte: Keine Krähe hackt der anderen ein Auge aus, was wohl alle Browserhersteller davon abgehalten hat, fest eingebaute AdBlocker mitzuliefern, die zb Google-Anzeigen blockieren. Aber was, wenn sich zb Microsoft mit Facebook zusammentut? Sicher: Dann gäbe es teure Klagen + Medienpräsenz, die letztlich dazu führen würden, dass sich JEDER einen AdBlocker installiert. Dann wäre FB der einzige große Anbieter, der Werbung noch zu den Usern durchbringt.

Mobile Nutzung

Facebook ist prädestiniert für die Nutzung am Handy: Ein Zeitvertreib beim Warten auf den Bus, heimlich unter der Schulbank: Das Lustigste im Web, das Neueste von nebenan; schön kompakt in kleinen Häppchen. Ein "Haha", "LOL", "geil".. reicht zur Interaktion und natürlich ist man nach 5 Minuten schon neugierig, ob nicht jemand mit "Hihi" geantwortet hat.

Am besten geht das alles natürlich per App - und hier kann sich FB den Rest des Internets einverleiben: Mittels App-eigenem Browser kann FB Websites so darstellen, wie sie genehm sind.
Aus technischer Sicht gibt es dann keine Grenzen mehr, die juristische Sicht muss erst einmal geklärt werden. Auch Opera-Mini greift tief in das Erscheinungsbild von Webseiten ein, warum sollte das bei FB nicht gehen?

Hier werden wohl auch die Bezahldienste kommen: Kleine Spielchen oder Helferlein um Cent-Beträge, alles abgewickelt mit einem eigenen Bezahlsystem. Ein Ökosystem, von dem Apple & Android nur träumen können.

Microsoft & Facebook

Zarte Küsschen gibt es schon, ein handfester Ehevertrag könnte für die Konkurrenz unangenehm werden, etwa wenn die Facebook-Integration auf Nokia/Windows-Phones besonders gut funktioniert. Microsoft hat es nie wirklich geschafft, am Werbemarkt Fuß zu fassen, und könnte einen guten Teil dieses Feldes leicht FB überlassen. FB hingegen fände es sicher toll, wenn Google-Anzeigen für die Werber nicht mehr so attraktiv sind und gäbe ein gutes Zugpferd ab, um den Karren Windows Phone aus dem Dreck zu ziehen. Zum Dank gibt es vielleicht optimierte Systemintegration auch auf dem Desktop von Windows 8 oder 9. Win - Win - Win.

 

Natürlich: Alles nur Spekulation und nichts davon wird morgen passieren. Vielleicht wird es so langsam gehen, dass wir es gar nicht merken. Zuckerberg ist noch jung und hat viel vor. Und: Er hat die nötige Kohle.

Kommentare:

Viele verschreien ja die Sozialennetzwerke, aber weit über 70% der jungen Erwachsenen Menschen in Deutchland halten sich oftmals mehrere Stunden dort auf.

Patrik
Antworten

Wenn ich sehe wie unkritisch Facebook Nutzer mit sozialen Netzwerken umgehen, werden sich wohl FB & Co auch in Zukunft eine goldene Nase verdienen. Wann geht eigentlich studiVZ an die Börse? Möchte nämlich mein schwer verdientes Geld sinnvoll anlegen.

Branchenknecht
Antworten

Ich frage mich, ob die Facbook-Blase nicht irgendwann auch mal platzt. Der Aufstieg war so kometenhaft, dass ich mir vorstellen kann, dass es auch genau so steil wieder nach unten gehen kann. Nichts ist für immer und genug verärgerte User gibt es mittlerweile auch.

Günni Grashalm
Antworten

Mit fehlt einfach die Zeit um alles zu lesen was meine Freunde in Facebook schreiben.

Zauberkünstler
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